Spirituelle Lehren - Webseite von Judit Szabó




Der Weg des heutigen Lehrlings




Unser heutiges Leben unterscheidet sich sehr von diesem archaischen Muster. Die Möglichkeit für die geistige Erhebung und für die Rückkehr, besteht heute genauso, aber die inneren und äußeren Bedingungen und der Vorgang selbst sind ein wenig anders. Dazu muss man Folgendes wissen:
Der Weg des Lehrlings hat mehrere typische Stationen: die Suche, das Gehen auf dem Weg, die Einweihungen und schließlich das Ankommen. Wie läuft dies heutzutage ab?

Heute werden diejenigen, denen die Lehre weitergegeben wird, nicht von geistigen Meistern ausgewählt, sondern: wenn eine Seele reif genug geworden ist, beginnt das Erwachen.
Der in der Materie lebende Mensch steht spätestens in der Krise der Lebensmitte (41-43 J.) vor der Wahl, die den Rest seines Lebens grundsätzlich beeinflussen wird: ob er eine irdische, oder eine geistige Antwort auf die Frage gibt: Wozu gibt es Leid?

Man kann den geistigen Weg natürlich nicht nur in diesem Zeitraum betreten, sondern vorher schon. Heutzutage wird die Mehrheit der Menschen von einer kräftigen Erschütterung geweckt und angetrieben, Antworten auf ihre schmerzhaft brennenden Fragen zu suchen.
Damit beginnt die Suche.

Betrachtend den Weg des heutigen Lehrlings müssen wir einige Faktoren beachten – wenn diese nicht vorhanden sind, wird die Auseinandersetzung mit den geistigen Fragen und das Voranschreiten erschwert.
Der Hintergrund der esoterischen Lehren war immer religiös. Das bedeutet auch, dass wir Epochen vor unserer Zeit hatten, in denen die Existenz und die Gesetze Gottes selbstverständlich für alle waren, in denen die Mehrheit der Gesellschaft an ein Leben nach dem Tod glaubte und über die Existenz der geistigen Welt wusste, in denen fürs Lösen seelischer Probleme zahlreiche Rituale und Pastoren zur Verfügung standen. Natürlich waren diese Religionen sehr unterschiedlich, bei weitem nicht vollkommen, aber ihre Energiemuster waren für den Lehrling eine außerordentlich starke Unterstützung.

Dieser unterstützende Hintergrund fehlt heutzutage. Der Lehrling muss sich um die geistige Erhebung in einer Welt bemühen, in der harter Materialismus herrscht - er wird zwar nicht auf den Scheiterhaufen geworfen, aber das Mildeste ist, dass er als geistig behindert gilt. In dieser Zeit gibt es keine unterstützenden Energiemuster, bald auch nicht in den Kirchen.

Es gibt kein Muster – ganz besonders in Ungarn nicht – für die Lösung seelischer Probleme, die ja als eine der ersten Aufgaben des Lehrlings gilt. Eine weitere Schwierigkeit ist – in unserer Kultur jedenfalls -, dass es keine reinen Lehrer oder Meister mehr gibt, die hinter dem Lehrling stünden und seine Entwicklung unterstützen würden. Für den Lehrling ist nämlich der Meister eine herausragende „Energiequelle“ und eine sichere Zuflucht, selbst in den härtesten Schulen.

Womit also der heutige Lehrling nicht rechnen kann: unterstützende gesellschaftliche Umgebung, unterstützende Energiemuster und seelische Lösungsmodelle der Religion, reine Lehre, aufgestiegener Meister, Lehrling-Kompagnons , mit denen er seine Erlebnisse teilen könnte, die ihn verstehen und mit denen eine gegenseitige Hilfe möglich wäre.

Es kommt noch hinzu, dass ihm nach bestimmten hohen Einweihungen keine Ehre von der Umgebung zuteil wird (wie in dem klassischen Modell), es ist sogar ratsam mit niemandem über seine Erfahrungen zu sprechen – er würde zu schnell in der Psychiatrie landen.
Der allergrößte Mangel ist aber, dass diejenigen Lehrer und Geistigen fehlen, die wissen, wie die Welt der Einheit ist – weil sie schon drin leben!
So muss der Lehrling im größtmöglichen Gegenwind vorwärtskommen, kann sich nur auf die göttliche Führung und auf sich selbst verlassen. Der Halt von außen ist verschwunden, der Lehrling ist dazu gezwungen, seinen Meister in sich selbst zu suchen, in sich selbst diejenige geistige Welt und Unterstützung auszubauen, die er im Außen nicht mehr vorfindet.

Das ist die Ausgangsbasis, hinzu kommen die Lebensereignisse, die heutzutage die Funktion des Meisters übernommen haben, allerdings ohne Erklärung und ohne Wegweiser.
Der Weg des heutigen Lehrlings beginnt auch mit der Suche. In dem Menschen, der in der Polarität, in kollektiver Trance lebt und schläft, entwickelt sich, aufgrund äußerer Geschehnisse oder innerer Spannungen, eine Unruhe. Er sucht seinen Platz, spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist, weiß nicht, was mit ihm los ist. In manchen Fällen lösen äußerliche Ereignisse die Krise aus – das muss aber nicht unbedingt so sein. Denken wir an Buddha´s Leben, der ja ursprünglich Siddharta hieß, der die Sonnenseite des Lebens genoss: er war reich, hatte eine schöne Frau, schöne Familie, ihm fehlte nichts. Sein Leben wurde durch Tragödien nicht belastet. Und doch, einen Tages öffneten sich seine Augen, erblickten das menschliche Leid, er konnte nicht mehr so leben wie bis dahin. Er wollte wissen, wozu es Leid gibt und wie man sich davon befreien kann. So verließ er seine Familie, seinen Reichtum, machte sich auf den Weg ins Unbekannte um die Antwort zu finden.

An diesem Punkt beginnt die geistige Entwicklung, so wird aus einem Menschen mit Alltagsbewusstsein ein Suchender. Suchender, weil er auf ganz wichtige Fragen des Lebens die Antworten sucht. Nicht nur darauf, weshalb es Leid gibt, sondern er sucht den wirklichen Sinn und das Ziel des menschlichen Lebens. Die Suche dauert solange, bis er eine Antwort findet, die ihm eine endgültige Ruhe und Lösung darbietet. Laut Resonanzgesetz findet der Suchende gerade das, was er braucht. Generell kommt er in der Erkenntnis und in der Entdeckung der Zusammenhänge immer einen Schritt weiter, er muss ja alles Erkannte verarbeiten und in sich integrieren. Die geistige Welt sorgt dafür, dass er diejenigen Menschen trifft, diejenigen Kenntnisse erwirbt, die ihm entsprechen. Zuerst hält er dies für einen Zufall, später erkennt er, dass es um eine Gesetzmäßigkeit handelt. Schaut er genau hin, kann er auch erkennen, dass er auf seinem Weg von einem unsichtbaren Meister geführt wird und dass in den Ereignissen seines Lebens Lehren über sich selbst und über die Welt versteckt sind.

Die heutigen Lehrlinge finden schnell eine moderne esoterische Bewegung, die sie eventuell auch irreführen kann - dies ist aber auch Teil ihrer Wege. Sollten sie nicht erkennen, dass sie sich verirrt und das Endziel aus den Augen verloren haben, bleibt die Einweihung aus, der Geist erhebt sich nicht, das Bewusstsein erweitert sich nicht. Die Lehrlinge treten bloß auf der Stelle, in einem Gedankensystem steckengeblieben. Andererseits, je mehr sie ihre innere Führung finden, je mehr sie auf ihre Intuition hören können, desto weniger fühlen sie sich gezwungen, sich einer Richtung, die sich selbst als „Einzige und Ausschließliche“ bezeichnet, zu verpflichten.

Trotz dieser Schwierigkeiten hat der heutige Lehrling auch die Möglichkeit und die Chance des Polwechsels: sein Bewusstsein von der materiellen auf die geistige Welt zu lenken.

Die wirklichen Einweihungen passieren heutzutage in unserer Kultur nicht organisiert, mit Ritualen, sondern profan, im Alltag. Die Einweihungsproben sind nämlich die Ereignisse, mit denen der Suchende tagtäglich konfrontiert wird: er muss seine inneren Ängste, seine eigenen Grenzen, seine menschlichen Schwächen genauso besiegen wie die Einzuweihenden von damals.

An den Schwierigkeiten von unserer Epoche darf niemand verzweifeln! Wir leben in einer polaren Welt, und das Gesetz besagt, je tiefer das Bewusstsein in die Materie sinkt, desto höher kann es emporsteigen. Deshalb betone ich immer wieder: wir müssen auf dem Weg weitergehen, selbst unter den heutigen schwierigen Bedingungen; die Meister der geistigen Welt halten unsere Hand, sie führen uns – wenn wir sie beachten. Meine persönliche Überzeugung ist, dass man aus dieser schwierigen, dunklen Situation einen riesengroßen Sprung nach oben, in das reine Sein machen kann!


Die Schritte des Lehrlings auf seinem Weg können strukturell wie folgt zusammengefasst werden, vom Schlaf bis zum Erwachen:

1.Der Zustand des Schlafes, die Zeit, in der er vollständig in der Materie lebt, sich mit seinem Körper identifiziert.

2.Das Erwachen: das kann eine Erschütterung sein, oder ein außergewöhnliches Erlebnis, alles, was ihn empört, was bei ihm die Frage auslöst: „Soviel ist das menschliche Leben? Besteht es nur aus Essen und Trinken, aus Arbeit und Fortpflanzung?“ Das ist der Zeitpunkt der Ahnung: es könnte etwas jenseits der sichtbaren materiellen Welt geben.

3.Der Zustand der Krise: er verliert den Boden unter seinen Füßen. Seine alte Welt funktioniert nicht mehr, die Neue ist noch nicht entstanden. Er versucht das alte System wieder herzustellen (die materielle Anschauung), erfolglos. Es gibt keinen Rückweg. In dieser engen Situation erwacht er und kommt dahinter, dass die Welt viel weiter ist als er bis dahin gedacht hat.

4.Er ahnt das Ziel schon und arbeitet fleißig daran, es zu erreichen. Er „arbeitet an sich selbst“, damit er sich aus der Gefangenschaft der Materie befreien und in das reine Sein emporsteigen kann. Dies ist ein langer und schwieriger Kampf.

5.Während der inneren Änderungen löst sich sein Ego auf, er entwickelt sich über die Polarität, verbindet sich immer mehr mit seinem Göttlichen Ich.



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